Das ist eine berechtigt gute Frage. Da ich natürlich nicht in die Zukunft sehen kann, bleibt nur die Alternative, die aktuelle Situation zu bewerten und daraus ein Fazit zu ziehen. Schauen wir uns die aktuellen Gegebenheiten also mal im Detail an.
- Neufahrzeuge: Wie Sie sicherlich den Medien entnommen haben, ist nach dem prompten Ende der E-Autoförderung durch die Regierung der Neuverkauf sofort dramatisch eingebrochen. Viele Hersteller reagieren mittlerweile mit tollen Rabatten, um die Halde an neuen E-Autos abbauen zu können. Zudem kommt mit BYD aus China der aktuell weltgrößte E-Autobauer auf den europäischen und damit deutschen Markt. BYD hat eigens Frachtschiffe bauen lassen, um deren Fahrzeuge verschiffen zu können. Die BYD-Modelle punkten mit umfassender Ausstattung und einem tollen Preis-Leistungsverhältnis. Darum haben vor wenigen Tagen die USA mit drastischen Zöllen auf den Import von China-Fahrzeugen reagiert. Es wächst also weltweit der Preisdruck auf neu hergestellte E-Autos. Das hat übrigens auch Tesla zu spüren bekommen und senkte darauf hin im vergangenen halben Jahre immer mal wieder die Neuwagenpreise. Und Hersteller in Europa wie die Stellantis-Gruppe haben schnell reagiert und mittlerweile attraktive E-Autos mit Preisen zwischen 20- und 30 000 Euro in den Markt gebracht.
- Gebrauchtmarkt: Aktuell sind soviele gebrauchte E-Autos auf dem Markt wie noch nie. Die Preise sind im Fallen begriffen und viele Händler bekommen die Modelle nicht los. Das liegt an verschiedensten Gründen. Zum einen haben die deutlichen Preissenkungen von Tesla die Autovermieter wie Sixt, Hertz, etc. dazu bewegt, hohe Stückzahlen von E-Autos wieder loszuschlagen, die nun eben auf dem Gebrauchtmarkt zu finden sind. Weiterhin ist enormer Druck auf den Neuwagenpreise, der sich ebenfalls auf Gebrauchte auswirkt. Zudem sind viele Leasing-Fahrzeuge bzw. E-Autos, die noch mit Fördergeldern gekauft wurden auf den Markt gekommen. Und zu guter letzt wird insbesonders in Deutschland das E-Auto schlecht geredet, was zu einer deutlichen Kaufzurückhaltung geführt hat. Startet man beispielsweise eine Internetsuche nach gebrauchten E-Automodellen, so findet man Modelle mit weniger als 20 000 km für Preise ab 10 000 Euro. Darunter so beliebte Modelle wie die Renault Zoe oder der BMW i3.
- Total Cost of Ownership: Der Kauf des Fahrzeuges ist ja nur ein Bruchteil der Gesamkosten, die man im Laufe der Fahrzeugnutzung aufwenden muss. Dabei sind Kosten für Sprit, Versicherungen, Steuern, Reparaturen, Verschleißteilen, etc. aufzubringen. Vor allem bei den letztgenannten Punkten liegt das E-Auto weit vorne. Vor allem der Spritpreis schlägt im Regelfall mit mehreren hundert Euros pro Monat zu Buche. Angenommen wir kaufen ein E-Auto für 35 000 Euro und einen gleichwertigen Verbrenner für 28 000 Euro. Ersterer braucht im Schnitt 20 kWh je 100 km, zweitere 8 l je 100 km. Nehmen wir an, dass der Strom mit 35 Cent/kWh zu bezahlen ist. Den Treibstoff veranschlagen wir mit 1,80 Euro je Liter. Damit kosten 100 km beim E-Auto 7 Euro und beim Verbrenner sind es 14,40 Euro. Also eine Ersparnis von 7,40 Euro auf seiten des E-Autos. Bei einer jährlichen Laufleistung von 20 000 km ist das E-Fahrzeug damit ca. 1 500 Euro günstiger. Nach etwa 4,5 Jahren ist also Kaufpreis + Sprit beim E-Auto die bessere Wahl gewesen. Weiterhin ist das E-Auto bis 2030 komplett steuerbefreit. Im Bereich Verschleißteile kommen beim Verbrenner ebenfalls nicht unerhebliche Kosten auf den Fahrer zu: Ölwechsel, Bremsbelege, etc. Während ein Verbrennerfahrzeug etwa 1500 Teile im Motor hat, sind es beim E-Auto nur einige Dutzend. Und damit kann bei einen Elektroauto schlichtweg auch weniger kaputt gehen. Und wer eine PV-Anlage sein eigen nennt, der kann seinen BEV fast das ganze Jahre über schlichtweg zum Nulltarif volltanken. Der größte Kostenblock bei einem E-Auto könnte ein defekter Akku sein. Doch viele Hersteller geben umfangreiche Garantien wie z. B. 8 Jahre oder 200 000 km, etc. Und mit E-Autos können Sie zudem über die sogenannte THG-Quote Geld verdienen (Treibhausminderungsqoute), die einige hundert Euro je Jahr betragen kann.
Fazit: Es gab schon schlechtere Zeitpunkte, um sich für ein E-Auto zu entscheiden. Aktuell sind die Preise ganz hervorragend für einen Neukäufer, unabhängig davon, ob es ein Gebrauchter oder ein Neuer werden soll.